234. Kiezspaziergang - Altes und Neues verbinden: Eintauchen in die Welt der Augmented Reality (AR)

Der Spaziergang startete am neuen Kranzler Eck.

Der Spaziergang startete am neuen Kranzler Eck.

Heute haben wir uns hier zu einem etwas anderen Kiezspaziergang versammelt. Ich möchte Ihnen heute hier einen kleinen Einblick in eine Technik geben, die mich in den letzten Monaten intensiv begleitet hat und auch weiterhin begleiten wird.
Ich spreche oft davon, dass ich mehr Experimentierräume schaffen möchte, dass ich den Bezirk, insbesondere die City West zum Schaufenster der Zukunftsideen entwickeln will.

Für diesen Spaziergang benötigen Sie die App “Berlin XR”

So ein Schaufenster haben wir heute hier mitgebracht, heute sind die Tablets unser bzw. Ihr Schaufenster – dazu kommen wir gleich. Durch dieses Schaufenster werden wir gleich eine neue Technik kennenlenen, die deshalb so faszinierend ist, weil sie uns eine ganz neue Wahrnehmung ermöglicht. Einen neuen Raum, in dem wir nicht nur sehen können, sondern den wir aktiv gestalten können, in dem wir uns aktiv bewegen können. Wir können gleichzeitig in der Vergangenheit und der Gegenwart sein, wir können Unsichtbares sichtbar machen.

Wie werden heute darüber sprechen, wie groß der Einfluss dieser Technologie im Handel, in der Industrie und in der Medizin bereits heute ist.
Und wir möchten Ihnen anhand von unterschiedlichen Stationen zeigen, wie die AR-Technologie unser Leben auch konkret im Bezirk verändern wird und bereits verändert, in der Stadtplanung, in der Bürger:innenbeteiligung, in der Klimapolitik und im Unterhaltungsbereich.
Je nachdem wieviel Zeit wir zu Verfügung haben, werden wir auch die ethischen Fragen streifen: Welche Gefahren und Vorteile birgt eine solche Technik, kann und muss die Politik das steuern? Oder kann jeder in den digitalen Raum und dort machen, was ich will, gibt es dort Regeln? Und kann ich XR überall anwenden?

Sie werden gleich Begriffe hören wie XR, VR, AR Metaverse. Wir werden Ihnen das alles erklären.

Eine Technololgie fängt langsam an, sie hat eine lange Lernphase mit vielen Fehlern, aber dann kommt der Punkt da geht es exponenziell nach oben.

Ein Beispiel ist Steve Jobs, bei der I-Phone-Präsentation haben die Leute gesagt “Das braucht doch kein Mensch”. Aber: Wenn der Trend erstmal offensichtlich ist, dann ist es zu spät.

Das heißt für uns heute: Sie sind noch nicht zu spät, sondern alle noch Pioniere. Aber das bedeutet auch, wir sind noch in der Lernphase und die Technik steckt noch in den Kinderschuhen, bitte sehen Sie uns alle Fehler die heute eventuell auftreten nach.

Ein virtuelles Treffen mit Einstein.

Ein virtuelles Treffen mit Einstein.

1.Station: AR Einstein

Augmented Reality ist eine hochgradig visuelle, interaktive Methode zur Präsentation relevanter, digitaler Informationen im Kontext der physischen Umgebung. Die Spiele Pokemon Go oder “Gesichtsfilter” in den sozialen Netzwerken, sind Beispiele für die Technologie, in der sich die Realität und das Digitale vermischen.

Insbesondere in der industriellen Produktion kommen die AR-Technologien schon häufiger zum Einsatz. Arbeiter werden über Datenbrillen oder durch Einblendungen auf einem Mobilgerät direkt in ihrem Sichtfeld mit Zusatzinformationen versorgt. So können sie beispielsweise bei der Wartung komplexer Maschinen auf interaktive Serviceanleitungen zurückgreifen, die sie Schritt für Schritt durch den Prozess leiten. Auch für die Einarbeitung neuer Mitarbeiter in der Produktion eignet sich die Technologie, in dem die einzelnen Arbeitsschritte mit zusätzlichen Informationen angereichert werden.

Für den Handel könnte Augmented Reality einen Umbruch darstellen, da die Technologie ein völlig neues Kauferlebnis ermöglicht. So können Kunden beispielsweise die Kamera eines Smartphones oder eines Tablets auf ihr Wohnzimmer richten und in diesen Ausschnitt ein digitales Abbild eines Möbelstücks einfügen. Mit diesem realitätsnahen Abbild können Kunden überprüfen, ob das gewünschte Produkt in den Raum passt.

Architektur- und Ingenieursbereich. Mit einer VR-Brille und der entsprechenden Programmierung können beispielsweise Gebäude nicht nur von außen betrachtet werden, sondern in unterschiedlichen Szenarien wie Tag und Nacht dargestellt oder auch betreten werden. Soll die Darstellung noch konkreter sein, so lässt man den Betrachter unterschiedliche Bodenbeläge, Wandfarben oder die komplette Raumgestaltung auswählen. Je nach Bedarf lassen sich hier die Optionen beliebig erweitern oder verringern.


In allen Bereichen, in denen eine Nachbildung des Arbeitsumfeldes zu teuer oder zu schwer verfügbar ist, eignet sich VR auch für die Aus- und Weiterbildung. Ob eine Fördermaschine oder ein Operationssaal, beide Szenarien können virtuell erstellt und für Mitarbeiter als Lernstation eingesetzt werden. So können sie an ihrem virtuellen Arbeitsplatz ihre neue Tätigkeit erlernen und austesten – das alles ohne gravierende Konsequenzen bei Fehlern. Durch das spielerische Element, das bei dem Einsatz von VR im Ausbildungsbereich gegeben ist, sind die Mitarbeiter zumeist auch motivierter und konzentrierter bei der Arbeit.

Das KuDamm Eck.

Das Ku'Damm Eck.

2. Station: Joachimsthaler Platz gegenüber Ku'Damm Eck

Geschichte des Kudammecks

In den 125 Jahren seiner Geschichte als Großstadtboulevard wurden am Kurfürstendamm Stadtbilder von großer Ausstrahlungskraft geschaffen. Anhand der Entwicklung der Bauparzelle 227, heute bekannt als Neues Kudammeck, lässt sich das ständige Umformulieren der Stadt besonders gut darstellen. Jeweils im Abstand von etwa 20 Jahren – im Ganzen fünf Mal – neu bebaut, erzählt das Grundstück Architektur- und Stadtgeschichte. Es folgen modellhaft aufeinander: das steinerne Berlin der wilhelminischen Ära, die emphatische Metropolenarchitektur der Weimarer Republik, der zaghafte Neuanfang der Wiederaufbaujahre, die schöne Welt des Shoppings am Ende der Pop-Dekade und das retrospektive Metropolenpathos des wiedervereinten Berlin.

Die hier bauenden Architekten fühlten sich in der Mehrzahl herausgefordert, auf die hervorgehobene Lage am Joachimsthaler Platz in Sichtweite des Bahnhofs Zoologischer Garten mit zuweilen spektakulären architektonischen Lösungen zu reagieren. Mehr als andernorts am Kurfürstendamm wurde dieses Eckgrundstück zum Testfeld des Visionären.

1887/88 wurde auf dem Eckgrundstück ein viergeschossiges, vornehmes Mietshaus gebaut.
Hier lebten ein Geheimer Regierungsrat, zwei Rentiers, ein Kolonialwarenhändler, ein Schankwirt, ein Kaufmann, ein Agent, ein Fabrikant, ein Schuhmacher, ein Posamentenhersteller, eine Witwe, ein Baron und ein Hauptmann.
1924 kaufte die Leinenweberei Grünfeld das Grundstück und ließ 1927/28 die unteren drei Geschosse zu einem modernen Wäschekaufhaus umbauen. So traditionell patriarchalisch die Unternehmenskultur geartet war, so modern gab sich das Firmenmarketing. Die Produkte der Leinenweberei (Weißwaren und Damenwäsche) wurden mit einem Corporate Design beworben, dessen zentraler Bestandteil das Blau der Flachsblüte (aus Flachs wird Leinen hergestellt) war.

Geplant wurde schließlich eine Niederlassung, in der man das volle Warensortiment verkaufen und darüber hinaus zusätzliche Arbeitsräume gewinnen konnte.

Noch vor Eröffnung des neuen Geschäftes zeugte die temporäre Einfriedung des Baugeländes durch einen an die sieben Meter hohen „Bauzaun“ von der Ambitioniertheit des Projekts.
Als die Grünfeld-Niederlassung am Kurfürstendamm schließlich eröffnete, war die Folklore (der Bauzaun zeigte in der Bemalung idyllische Szenen aus Schlesien) zugunsten einer mondänen Eleganz verschwunden. Die Neugestaltung zielte auf einen freien Grundriss und eine möglichst großzügige Belichtung der Verkaufsräume. Dieser spektakuläre Umbau des alten Hauses kam einem Neubau gleich. Die konstruktiven Grundlagen für eine der spektakulärsten Ladengestaltungen der klassischen Moderne waren gelegt.
Dicht gestaffelte senkrechte Neonleuchten gaben dem Eckhaus einen weithin sichtbaren Abschluss. Darüber der Firmenname, der ein bis zum Dach reichendes Kaufhaus suggerierte. Die Berliner verabredeten sich fortan an der „Grünfeld- Ecke“ zum Bummel über den Kurfürstendamm.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges standen nur noch die beiden unteren Geschosse des Gebäudes mit Resten der aufgehenden Fassade. Mit der materiellen Zerstörung der Grünfeld-Ecke fand die Zerschlagung der Firma durch die Nationalsozialisten ihren Abschluss.

1939 erwarb die Firma Max Kühl KG das Gebäude. Nach Teilzerstörung im Krieg wurden 1951 die unteren drei Geschosse in einer der ursprünglichen Fassade angenäherten Form ausgebaut
Wie bei frühen Wiederaufbauten üblich, wurde die Architektur der Nazizeit bewusst übersprungen und an eine als unverdorben betrachtete klassische Moderne angeknüpft.

1969 bis 1972 errichtete dann hier Werner Düttmann das Ku’damm-Eck. Der 14-geschossige Bau sprengte jedes bis dahin am Kurfürstendamm gekannte Gebäudemaß. Bis zum vierten Stock war der Ladenbereich angelegt, im fünften und sechsten Stock gab es u. a. eine Bowlingbahn und ein Panoptikum. Fünf Geschosse lagen unterhalb des Straßenninveaus – im Kellergeschoss befand sich ein Kino. Im Eckbau wurden auf einer 300 m² großen Lichtraster-Fläche Werbespots gezeigt. Mit dem Ku’damm Eck zog ein Stück Broadway oder Picadilly Circus in West-Berlin ein.

Ende der 1990-er Jahre wurde der für die Architektur der späten 1960-er Jahre typische Bau abgerissen.

Seit 2000/01 steht hier das neue Ku‘damm-Eck. Es handelt sich um einen massiven 12-geschossigen Rundbau. An der Ecke Kurfürstendamm/ Joachimsthaler Straße springt eine fünfgeschossige gerundete “Nase” hervor. Die beiden Dachgeschosse sind nach hinten versetzt.

Das Erdgeschoss hat Schaufenster. In der 2. und 3. Etage ist wie beim alten Gebäude eine große Video-Installation angebracht, die Werbung zeigt. Es ist mit 100 m² die größte in Europa. Am Kurfürstendamm befindet sich eine dreigeschossige Eingangs- und Werbefront.

Im April 2001 wurde im Gebäude für mehr als sieben Mio. Mark auf vier Etagen ein C & A-Kaufhaus mit einer Fläche von 7700 m² eröffnet (das ehemalige C & A-Warenhaus, 1966/67 erbaut, befand sich nur wenige Meter südlich an der Joachimstaler/Ecke Augsburger Straße). Eine sehr helle und freundliche Farbgestaltung, verbunden mit einer angenehmen Beleuchtung vermittelt den Besuchern Frische, Offenheit und Leichtigkeit.
Zum Kaufhaus gehört ein Stehcafé.

Eine virtuelle Skulptur.

Eine virtuelle Skulptur.

AR Diorama

Eine virtuelle Skulptur um die herumgelaufen wird, die in vier Bildern die Geschichte der Ecke darstellt.

Virtuell wird die Luftverschmutzung dargestellt.

Virtuell wird die Luftverschmutzung dargestellt.

3. Station: Hardenbergplatz, Joachimsthaler Str./ Hardenbergstr.

Thema: Umweltbelastung durch den Verkehr

Per AR werden fliegende Molekülen gezeigt, die verdeutlichen sollen wie CO2 in der Luft ist in Relation Autoverkehr zum Fahrradverkehr. Die Daten sind ein Durchschnittswert für ganz Berlin. Über die Taste oben rechts wird man auf die Luftbelastungskarte von Berlin geleitet. Das unsichtbare sichtbar machen. In dem Fall ist die Bedrohung unsichtbar und die politische Debatte erhält durch das richtige Erfahren, eine andere Dimension.
Als Bezirk haben wir deshalb das Projekt letzte Meile Co2 frei fahren ins Leben gerufen, wir haben sogenannte Logistic Hubs von denen aus der Liefer- und Ladeverkehr auf den letzten Metern Co2 neutral wird.
Der südlichen Teil des Hardenbergplatzes soll zum digitalen Stadtplatz umgrbaut werdem – im Smart City Projekt setzen wir die AR Technologie ein. Dabei sind wir von den großen Fragen geleitet wie die Technik die Stadtentwicklung beeinflusst, wie kann Bürgerbeteiligung und das soziale Miteinander gestärkt werden.

Bürgermeisterin Bauch vor dem Elefantentor.

Bürgermeisterin Bauch vor dem Elefantentor.

4. Station: Elefantentor, Zoologischer Garten

Entertainment ist nicht mehr bloße Berieselung sondern ist auch starker Treiber für Achtsamkeit und Aktivismus. Hier geht es auch viel um Mobilisierung gesellschaftlicher Kräfte für Veränderungsprozesse. Gerade bei Kindern geht es auch um das sinnhafte Heranführen an diese neue Technik, spielerisch kann so gelernt werden.
Real digitale Möglichkeitsräume können soziotechnisch ermächtigend wirken.

Trompadu ist ein fiktiver Elefant.

Trompadu ist ein fiktiver Elefant.

AR Trompadu

Trompadu ist ein fiktiver Elefant, der die spielerischen Möglichkeiten von AR darstellt. Es ist mehr eine Animation für Kinder, die den Ku’damm spielerisch entdecken wollen.

Die AR Wortwolke.

Die virtuelle AR Wortwolke.

5. Station Breitscheidplatz

AR Wortwolke
Alle Teilnehmer:innnen können hier in die Tablet Kommentare eingeben, die auf allen anderen Tablets für alle Teilnehmer:innen in der Luft sichtbar werden.

AR Blvd Kudamm
Teilnehmer:innen könne mit dem Logo Blvd Kudamm spielen und sich fotografieren.

Weitere Eindrücke

  • Kranzlereck_Kiezspaziergang
  • cafe-kranzler_234.Kiezspaziergang
  • Hilfe-AR-Technologie_Kiezspaziergang
  • Verkehrskanzel Joachimsthaler Platz